Auswechslung beschäftigt Sportgerichte





Boßeln

Bezirksliga Frauen: Rahes Wechsel beim 4:0 gegen Westeraccum ist umstritten

Rahe Die Lücke ist unverkennbar. In der Ergebnisübersicht zum 2. Spieltag in der Boßelbezirksliga der Frauen fehlt ein Resultat. Für die Partie Rahe gegen Westeraccum sind keine Zahlen vermerkt, obwohl die Partie am 9. Oktober am Kukelroum stattfand und mit einem 4:0-Heimsieg für "Ostfrisia" endete.

Westeraccum legte wegen einer Auswechslung der Gastgeberinnen Protest ein. Rahe nahm während des laufenden Wettkampfes eine Spielerin aus der 1. Mannschaft heraus. Sie wurde durch eine Werferin aus der 2. Mannschaft ersetzt. Die zweite Garnitur von Rahe aus der Auricher Kreisleistungsstaffel spielte zur selben Zeit auf der Strecke gegen Langefeld III.

Nach Ansicht der Gäste lag in diesem Fall ein Doppelstart vor, der nicht erlaubt ist. Grund genug für einen Protest. Damit befasste sich Anfang November das Schiedsgericht des Landesverbandes Ostfriesland. Das Gericht entschied: Der Wettkampf soll wiederholt werden. Grund: Es gibt eine Lücke bei den Regeln.

Damit gab sich Rahe nicht zufrieden. Auf Nachfrage der Ostfriesischen Nachrichten sagte Rahes Vereinsvorsitzender Arno Penning: "Wir haben Berufung eingelegt, weil wir davon ausgehen, dass wir im Recht sind."

Zur Sache wollte sich Penning nicht äußern. Er begründete sein Schweigen mit dem laufenden Verfahren. Der Fall landet demnächst beim Schiedsgericht des Friesischen Klootschießer Verbandes (FKV).

Für den Auricher Boßelobmann Matthias Krull ist die Sache klar. Er sagte dieser Zeitung: "Rahe kann für diesen angeblichen Doppelstart nicht bestraft werden, weil die Regeln ihn zulassen. Das Spiel müsste ordnungsgemäß mit 4:0 für Rahe gewertet werden."

Das Regelwerk des FKV verbietet Doppelstarts. In diesem Fall können laut Krull die Regularien des FKV nicht angewendet werden, weil die eingewechselte Werferin aus der Auricher Kreisklasse stammt. Dort gelten die Regeln des FKV nicht. Ein formaler Aspekt mit entscheidender Bedeutung, meinte Krull.

Interessant ist, dass der umstrittene Fall aus Rahe bereits auf der Ligaversammlung der Frauen kurz vor Saisonbeginn erörtert wurde. Ein Zufall. Mehr nicht. Aber mit Folgen. Bei der Zusammenkunft der Vereinsvertreter erläuterte Boßelobmann Krull genau dieses Problem. Es ging um die Frage, ob es erlaubt ist, während eines laufenden Wettkampfes zwischen 1. Mannschaft (Bezirksklasse und höher) und 2. Mannschaft (auf Kreisebene) Personal zu wechseln.

Krull gab vor den Zuhörern grünes Licht für den Wechsel und erklärte ihn am Beispiel von Rahe, ohne zu ahnen, dass einige Wochen später am Kukelorum dieses Problem auftaucht und ein Verfahren vor dem Schiedsgericht nach sich zieht.

Dieses Beispiel macht eine Schwäche im Boßelsport deutlich. Es gibt kein einheitliches Regelwerk. Seit dem Frühjahr 2009 können die Kreisverbände ihren Spielbetrieb in Eigenregie organisieren. Dazu merkte der Boßelobmann des FKV, Reiner Berends aus Akelsbarg auf ON-Nachfrage an: "Mir wären einheitliche Regeln lieber. So ist alles nur Stückwerk und für die Boßler sind sie an einigen Stellen nicht mehr durchschaubar", gab Berends zu bedenken.

In den Boßelkreisen wird der vorliegende Fall strittig diskutiert, sagt Berends. Die erste Reaktion sei häufig, der Wechsel sei nicht zulässig. Wer sich aber genauer die unterschiedlichen Regelwerke der Kreise einerseits und des Landes und des FKV andererseits anschaue, könne auch zu einem anderen Urteil kommen.

Gespannt wartet nicht nur Berends auf den Ausgang des Verfahrens vor dem FKV-Schiedsgericht. Über ein mögliches Urteil wolle er aber nicht im Vorfeld spekulieren. Das sei schließlich Sache der Schiedsgerichtsmitglieder.


Quelle: Ostfriesische Nachrichten