Thorsten Held bezwingt die alten Helden





Boßeln

Ranglistenwerfen, 10. und letzte Runde: Unerwartetes Ende bei den Männern

Wiesederfehn. Auf den Podestplätzen fanden sich während der Siegerehrung zum "Boßler des Jahres" ausnahmslos strahlende Gesichter wieder. Besonders entspannt gaben sich die Gewinner. Bei den Frauen setzte sich Titelverteidigerin Simone Davids durch. Der Titel ging bei den Männern an Neuling Thorsten Held.

Stunden zuvor sahen die Mienen der Athleten während der Wettkämpfe ganz anders aus. Da wurde auf dem Hopelser Weg in Wiesederfehn geschluchzt und geflucht, geraunt und gestaunt über unerwartete Ergebnisse.

Als der Boßelobmann des Friesischen Klootschießer-Verbandes, Frido Walter, im Dorfgemeinschaftshaus zwischen 17 und 18 Uhr die Sieger und Platzierten aufrief, lag hinter den Verantwortlichen und Boßlern sowie den Zuschauern ein Nachmittag mit spannenden Spielen.

Bei der Männerkonkurrenz stand von Anfang an das Fernduell zwischen den punktgleich Führenden Titelverteidiger Henning Feyen und Ralf Rocker im Mittelpunkt. Feyen verspielte den Titel zu Beginn seines Wettkampfes. Er benötigte vier Würfe, um die erste Kurve zu passieren. Drei waren Pflicht. Auch sein Schlusswurf ging daneben.

"Da habe ich einfach zu viel riskiert", sagte er. 1647 Meter reichten in der Tageswertung für Rang 11. Leichtes Spiel für Rocker, dachten die Zuschauer. Ein Irrtum, wie sich später herausstellte. Rocker spulte sein Programm solide herunter, leistete sich nur einen schwachen Wurf mit knapp 160 m. Die Weite seines Hauptkonkurrenten Feyen passierte er ohne Mühe. Sein letzter Wurf endete bei 1803 m. Dieses Resultat reichte aber nicht für Platz eins in der Gesamtwertung.

Auf Rang drei lauerte vor dem letzten Durchgang des Ranglistenwerfens Thorsten Held. Der junge Mann, der im Kreisverband Jeverland für den Verein Förrien-Minsen startet, ließ sein Können gleich nach dem Start aufblitzen. Er passierte die Kurve mit zwei Würfen, zeigte auch danach keine Schwächen. Bei seinem letzten Wurf war etwas Glück im Spiel, als die Kugel vom Straßenrand zurück auf den Asphalt sprang und bis zum Tagessieg bei der Marke von 1911 m ausrollte. In der Gesamtbilanz lag Held (78) einen Zähler vor Rocker (77). Knapper ging es nicht. Der Unterlegene zeigte Größe. "Das war natürlich nicht mein Ziel. Aber Held war um einen Punkt besser. Ich akzeptiere die Niederlage", stellte Rocker nüchtern fest. Der entthronte Vorjahressieger Feyen kam auf 73 Punkte. Der ruhige Held ließ während der Siegerehrung nur einige Worte über seine Lippen gehen. "Damit habe ich nicht gerechnet. Jetzt fahre ich nach Irland." Damit meinte er seine Teilnahme als "Boßler des Jahres" beim irischen "King of the Road-Wettbewerb im Herbst.

Dort wird er zusammen mit Simone Davids antreten. Sie ging als Zweite der Gesamtwertung mit der Führenden Astrid Hinrichs in der letzten Gruppe ins Rennen. Als Dritte war die 16-Jährige Anke Klöpper in der Schlussgruppe dabei. Die junge Hinrichs zeigte Nerven, leistete sich Fehlwürfe und musste die kraftvoll und konstant werfende Davids ziehen lassen. Hinrichs beendete mit 1321 m den Wettbewerb. Tränen flossen. Ihre Verfolgerin demonstrierte Stärke. Sie siegte mit neuem Streckenrekord (1669 m) und schraubte ihre Endpunktzahl auf 89 Zähler, acht mehr als Hinrichs (81). Auf Rang drei folgte Marion Rocker (79). Dahinter landete Anke Klöpper (66). Eine beachtliche Leistung für die Gymnasiastin. Nicht weniger spannend ging es bei der Qualifikation für das Ranglistenwerfen in der neuen Saison zu. Die Plätze eins bis neun sicherten den Werfen den Verbleib im Wettbwerb. Aus dem Kreisverband Aurich zitterten lange Zeit der Pfalzdorfer und zweifache "Boßler der Jahres" Frido Walter und der Dietrichsfelder Andre Erdwiens. Walter war nicht in Form, verbuchte gleich fünf schwache Würfe. Die Quittung war ein karger Zähler für 1626 m. Erdwiens holte sich mit 1722 m vier Punkte. In der Endabrechnung atmeten beide auf. Walter (41) landete auf Rang acht, einen Platz vor Erdwiens (39). Zum Leidwesen des Zehnten Christians Alberts (38).

Bei den Frauen war auch Platz neun hart umkämpft. Fenja Frerichs rückte vom zehnten Rang auf den ersten Nichtabstiegsplatz vor. Sie verdrängte Kerstin Assing. Sie nahm den Abstieg gelassen hin, hatte sie sich doch über die Landesmeisterschaften wieder ein Ticket für ein weiteres Jahr Ranglistenwerfen besorgt. Die schwangere Kerstin Friedrichs aus Dietrichsfeld war zwar zum Zuschauen verdammt, blieb aber mit 51 Zählern als Fünfte dem Wettbewerb erhalten.


Quelle: Ostfriesische Nachrichten