LKV-Meisterschaft





Boßeln

Pfalzdorf. Sonntagmorgen. Bereits um 8.20 Uhr versammeln sich die ersten Werferinnen samt Begleitpersonal bei der Gaststätte "Zum Pfälzerhaus". Während einige Akteure Übungswürfe absolvieren, bleibt das Gros der Menschen vor dem Aushang im Fenster der Kneipe stehen, wo die Resultate vom ersten Wettkampftag der 25. ostfriesischen Einzelmeisterschaften im Boßeln ausliegen. Es entwickeln sich rege Diskussionen über Sieger, Platzierte und ihre Tagesweiten.

Der zweite Tag dieser Veranstaltung beginnt mit der Frauenkonkurrenz. Die Werferinnen im Alter von 45 bis 55 Jahren eröffnen den Kampf um Gold, Silber und Bronze mit der Holzkugel. Reinhold Krey schickt jeweils drei Teilnehmerinnen im 5-Minutentakt auf die Strecke in Richtung Wallinghausen. Zuvor misst er den Umfang der Wettkampfgeräte. Elf cm Durchmesser mit einer Abweichung von zwei mm sind erlaubt. "Die Kugeln sind in Ordnung. Es kann losgehen", gibt er die erste Gruppe frei.

Jarbine Janssen (KV Aurich, 53 Jahre), Hanna Siefken (KV Leer, 53 Jahre ) und Theda Siuts (KV Wittmund, 48 Jahre) treffen auf optimale Bedingungen: Eine leichte Brise, 15 Grad Außentemperatur und strahlender Sonnenschein umrahmen den Wettkampf am Vormittag. "Besser geht's nicht", bemerken die Aktiven übereinstimmend. Alle drei kennen das Terrain und haben vor Ort geübt.

8.55 Uhr: Siefken geht nach dem ersten Wurf mit 145 m in Führung. Ihre Konkurrentinnen folgen mit einem Abstand von knapp 20 m. "Das hat noch gar nichts zu sagen", betont einer der Bahnanzeiger. Diese laufen 100 m bis 150 m vorweg. Sie observieren die Straße, platzieren sich als Zielmarke und geben lautstarke Anweisungen. "Immer schön an der Kante entlang."

Nach fünf Würfen liegt das Trio noch dicht beieinander. Suits führt mit 697 m vor Janssen (677 m) und Siefken (662 m). Sie nähern sich einer scharfen Rechtskurve, die sich an diesem Tag für viele zum Stolperstein entwickeln soll. Die Kugeln der beiden Werferinnen aus Leer und Wittmund bleiben vor der Kurve im Gras liegen. Ein Zaungast munkelt beim Wurf von Janssen: "Löpt de Boßel dört Kurv oder blifft se vörher liggen?"

Die Vertreterin des KV Aurich legt einen tollen Wurf auf die Bahn. Sie erwischt die Ideallinie. Der Pockholter rattert wie an einer Schnur gezogen durch die Kehre. "Super, super", schreien ihre Begleiter. Janssen erarbeitet sich mit "dieser Rakete" einen komfortablen Vorsprung von fast 100 m auf ihre Verfolger. Einen Vorsprung, den sie bis ins Ziel verteidigt.

Um 9.50 Uhr steht das Ergebnis der ersten Gruppe fest. Die Spekendorferin verbucht 1453 m. Suits bewältigt eine Distanz von 1354 m. Für Siefken bleiben 1231 m in der Endabrechnung stehen. Janssen gehört mit dieser Weite zum Kreis der Anwärterinnen auf die Goldmedaille. "Ich habe mein Bestes gegeben. Jetzt muss ich abwarten", blickt sie gespannt den nachfolgenden Werferinnen entgegen. "Wird es reichen?" lautet die ungewisse Frage. Eine Frage, die kurze Zeit später eine weitere Teilnehmerin aus dem Kreisverband Aurich beantwortet.

Grete Fischer aus Langefeld liegt mit dem vorletzten Wurf fast gleichauf mit der von Janssen nach dem neunten Wurf erzielten Leistung. Drei m liegt zwischen beiden. Fischer behält mit dem letzten Wurf die Nerven und zaubert noch einmal eine Grante auf die Straße. Der Pockholter rollt nach 218 m ins Aus. Fischer kommt damit auf 1536 m. Das bedeutet Platz eins.

Janssen muss zwar mit dem zweiten Platz vorlieb nehmen, findet aber trotzdem anerkennende Worte für die Leistung der Siegerin: "Sie hat einfach sehr gut geworfen." Nach einer herzlichen Umarmung steuern die Werferinnen eine Getränkebude an, um erst mal auf den Erfolg anzustoßen.

Suits hadert mit ihrer Wurfleistung. "Ich habe zwei Dinger vergeigt. Es war mehr drin." Um so mehr ist sie überrascht, dass sie mit ihrem Resultat noch auf Platz drei landet. Siefken rangiert am Ende auf Platz zehn. "Leider lief es in der Kurve nicht so gut. Aber dabei sein ist alles."


Quelle: Ostfriesische Nachrichten