Friesensport: Kleine Vereine werden verschwinden





Boßeln

LKV-Chef Johannes Trännapp erwartet zukünftig Vereinsschwund

Ostfriesland Seine Prognose ist düster: "In den kommenden 5 bis 10 Jahren werden 20 bis 30 kleine Vereine verschwinden", sieht der Vorsitzende des Landesklootschießerverband Ostfrieslands (LKV) Johannes Trännapp ein Vereinssterben voraus. Er sagt dies nüchtern, nicht um Angst zu machen, sondern um zum Nachdenken und Handeln anzuregen.

Seit vier Jahren steht er den sechs ostfriesischen Kreisverbänden mit rund 140 Vereinen vor. Am kommenden Freitag auf der Jahreshauptversammlung in Burhafe-Negenbargen kandidiert er für eine zweite Amtsperiode.

Wohl klingende Antworten auf die Anforderungen der Zukunft hat Trännapp nicht parat. Will er auch nicht geben. Seine Devise lautet: "Die Kreise und die Vereine haben den Schlüssel für die Veränderungen in der Hand. Sie sind gefragt. Es kommt immer auf die handelnden Personen vor Ort an."

Und weiter: "Ich halte nichts davon, Vorschläge überzustülpen. Änderungen müssen von unten nach oben wachsen."

Auf der Jahreshauptversammlung (JHV) liegt ein Antrag des Kreisverbandes Friedeburg vor, der den Einfluss der Mitgliederversammlung stärken soll. Wesentliche Änderungen des Spielbetriebs sollen zukünftig von der JHV und nicht vom erweiterten Vorstand getroffen werden. Ein diskussionswürdiger Antrag, sagt Trännapp, "aber was umfasst wesentliche Änderung?", gibt er zu bedenken. Er stellt klar: "Der Vorstand muss handlungsfähig bleiben."

Im Vorfeld der JHV versuchten die Vorstände der Kreise Esens und Norden das Thema kleinere Mannschaftsstärken, zehn statt 16 Werfer, als gemeinsamen Antrag einzubringen. Das Ansinnen scheiterte, weil die Mehrheit der Norder Vereine diesen Plan ablehnte. Folge: es gibt dazu keinen Antrag.

Trännapp weiß, dass dieses Thema damit nicht vom Tisch ist. Grund: "Die Vereinsstruktur wird sich in den nächsten Jahren tiefgreifend verändern. Kleine Vereine hätten zwar mit kleineren Mannschaften weiterhin die Möglichkeit, am Spielbetrieb teilzunehmen. Aber ob sie damit auf Dauer überleben können, ist fraglich." Eine Alternative wären Vereinszusammenschlüsse, sagt der 1. Vorsitzende. Kein einfacher Weg, der zukünftig noch mit vielen Diskussionen verbunden sein werde.

Zu "haarigen Diskussionen" kam es nach Auskunft von Trännapp im Führungsgremium des LKV in den vergangenen Monaten häufiger wegen der zunehmenden Anzahl von Sportgerichtsverfahren. Vereine legten Protest ein, weil Spielregeln unterschiedlich ausgelegt wurden. Beispiel Doppelstarts (die ON berichteten).

Dazu merkte Trännapp an: "Ich möchte nicht mit dem Regelwerk unterm Arm zum Boßeln auf die Straße gehen. Boßeln ist ein einfacher Sport und dafür brauchen wir einfache Regeln."

Trännapp fordert: Schwachstellen im Regelwerk aufspüren und überarbeiten. In dieser Sache sei der Friesische KlootschießerVerband (FKV) gefordert, reicht Trännapp die Aufgabe weiter.

Blickt Trännapp nach vorne, sieht er den Boßelsport aber nicht in seiner Existenz gefährdet. "Unseren Sport wird es auch in den kommenden Jahrzehnten geben. Dabei werden die Bedingungen aber nicht einfacher", gibt er zu bedenken. Damit meint er die ausgedehnten Arbeitszeiten auch am Wochenende und die Zunahme der Ganztagsangebote der Schulen. Seine Schlussfolgerung: "Wir müssen mit den Menschen sprechen und uns verstärkt um den Nachwuchs kümmern. Die Zeiten sind vorbei, als die Kinder noch von alleine zu den Vereinen kamen."


Quelle: Ostfriesische Nachrichten