Boßeln: Boßelkugeln im Garten sorgen für dicke Akte





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Landkreis Aurich belegt KBV "Germania" Lübbertsfehn-Ihlowerhörn mit Auflagen nach Beschwerden von Anwohnern

Lübbertsfehn Unfrieden am Langjüchweg. Die Verbindungsstraße zwischen Lübbertsfehn und Westersander beschert dem Landkreis Aurich eine dicke Akte. Unter dem Aktenzeichen II/32-36 A 11 08/2 wird seit Ende 2006 Protokoll geführt. Es dokumentiert den Streit zwischen dem Eigentümer des Hausgrundstücks mit der Hausnummer 31 und dem Boßel- und Klootschießerverein "Germania" Lübbertsfehn-Ihlowerhörn.

Die Geschichte ist einfach erzählt. Das Ehepaar Klaus und Martina Totz aus dem Rheinland kaufte sich in den 90er Jahren das Grundstück und baute ein Haus darauf. Sie nutzten es zuerst als Urlaubsdomizil. Seit einigen Jahren dient es ihnen als Altersruhesitz. Das Grundstück liegt am Ausgang einer Kurve, direkt an der Boßelstrecke des KBV "Germania".

Ärger kam auf, weil immer wieder Boßelkugeln auf dem Grundstück der Familie Totz landeten und Werfer den Garten betraten, um nach den Kugeln zu suchen. Klinkersteine der Auffahrt splitterten ab, Blumen wurden niedergetreten. Das missfiel den Zugezogenen. Sie schalteten den Landkreis Aurich ein.

Am 10. November 2006 nahmen Vertreter der Auricher Polizei, der Gemeinde Ihlow, des Landkreises Aurich und des Boßelvereines zusammen mit den Eheleuten Totz die Lage vor Ort in Augenschein.

Die Beteiligten vereinbarten, dass die Boßler die Boßelkugeln vor dem Grundstück stoppen sollten. Eine einfache Lösung des Problems. Sie wurde aber in der Folgezeit nicht konsequent umgesetzt. Immer wieder flogen Kugeln in die Staudenbeete oder krachten gegen die Auffahrt und sausten als Querschläger durch die Luft. Für die Eheleute Totz unhaltbare Zustände. Sie richteten weitere Beschwerden an den Landkreis. Die Akte Totz wurde in der Straßenverkehrsabteilung des Ordnungsamtes des Landkreises zusehends umfangreicher. Anfang des Jahres ging erneut ein Schreiben der Behörden an den Boßelverein "Germania". Der Sachbearbeiter zeigte dem 1. Vorsitzenden Mettin Köllmann die gelbe Karte. Die Boßelspiele sollen zukünftig vor dem Grundstück mit der Hausnummer 31 unterbrochen werden. Ein schweres Geschütz gegen den Verein, der damit seinen Heimvorteil im Kurvenbereich verliert. Bei weiteren Verstößen droht der Landkreis mit Entzug der Boßelerlaubnis. Das ist die Rote Karte für den Verein. Der vielbeschäftigte Vereinschef Köllmann ließ sich Zeit. Sein erster Gedanke: Die Ausübung des Boßelsports sei in Ostfriesland gefährdet, wenn dieses Verhalten Schule mache. Die Auflagen des Landkreises zwangen ihn jedoch zum Handeln. Er lenkte ein."Wir sind bemüht, den Dorffrieden zu wahren und werden bis Mitte Juni die Sache vom Tisch haben", sagt Köllmann auf Nachfrage der ON. Folgende Maßnahmen kündigt er an. Der Verein wird einen Fangzaun errichten. Weiterhin soll bei jedem Wettkampf die Einfahrt des Grundstücks mit einer mobilen Sperre vor Kugeln geschützt werden. Alle Mannschaften von "Germania" werden verpflichten, während des Trainingsbetriebes nicht vor dem Haus entlang zu boßeln. Soll heißen, der Übungsbetrieb wird vor dem Anwesen der Familie Totz unterbrochen. Aufatmen bei den Betroffenen. Sie sind froh, dass diese Geschichte endlich ihr Ende findet und sie in Ruhe ihren Garten genießen können. Ohne Angst vor herumfliegenden Boßelkugeln. Die landen ab der neuen Saison im Fangzaun oder prallen gegen die Sperre in der Einfahrt, sofern der Verein wie zugesagt, seine Hausaufgaben macht. Dann kann die Akte beim Landkreis geschlossen werden. Und es herrscht Frieden am Langjüchweg.


Quelle: Ostfriesische Nachrichten