Gegen den Berg feuern





Europameisterschaft

Die Königsdisziplin im Straßenboßeln findet auf tückischer und ungewöhnlicher Strecke statt

Hügeliges Terrain stellt die Werfer vor große Herausforderungen

Bandon Alle Theorie endete am Donnerstagmorgen um 10:15 Uhr auf dem schwarzen Asphalt zwischen Bandon und Enniskean. Dort absolvieren die Werfer des FKV mit der Eisenkugel eine Übungseinheit auf der Wettkampfstrecke, auf der am Sonntag Gold, Silber und Bronze in der Königsdisziplin der internationalen Wettbewerbe verteilt werden. In Dreiergruppen gehen die Sportler an den Start. Die beiden Auricher Stefan Harms und Harm Weinstock sowie Karsten Biermann aus Westeraccum nehmen die vom Verkehr gesperrte Straße in Augenschein. Harms, Ersatzwerfer im Kader, pfeffert den ersten Wurf über die raue Strecke. Ein gelungener Versuch. Auch Weinstock und Biermann legen Würfe von um die 200 Meter auf die Straße. Hellblaue Zahlen am Rande der Wettkampfpiste dienen als Meterangaben. Zwischen Start und Ziel sind 2300 Meter angestrichen. Sollten die Iren mit keinen längeren Weiten rechnen?

"Alles Taktik", sagt Weinstock. Er glaube, dass auf dem hügeligen Terrain auch Weiten jenseits der 2300-Metermarke möglich sind. Besonders das Auf und Ab auf der Strecke ist neu für die ostfriesischen und oldenburgischen Werfer. Die ersten 500 Meter rollen die Kugeln bergab. Danach haben es die Sportler mit einer stark ansteigenden Bahn zu tun. Die Devise für erfolgreiche Würfe ist nach intensiven Gesprächen zwischen Werfern und Anweisern schnell gefunden.

"Geradeaus an den unterbrochenen Mittellinien der Straße gegen den Berg feuern", lautet das Rezept der drei FKV-Athleten. Eine erfolgreiche Variante. Alle drei landen nach zehn Würfen zwischen 1900 und 2000 Meter. Solide Resultate, die am kommenden Sonntag verbessert werden können. Weinstock schmunzelt: "Mit dieser Weite werde ich auf keinen Fall Letzter werden."

Auch Biermann ist optimistisch. "Die Strecke liegt uns allen. Sie kommt der Straße in Ardorf sehr nahe." Dort hat der FKV in den vergangenen Monaten die Qualifikation für die EM absolviert. "Ich denke, dass wir die richtigen Männer dabei haben, um den Iren Paroli zu bieten", rechnet sich Biermann Chancen auf Mannschaftsgold aus.

Auch Harms glaubt an gute Resultate. "Tagesform und etwas Glück ist nötig, um vorne zu liegen."

An der Strecke sind keine Boßelsuchgeräte notwendig. Links und rechts begrenzen Wälle die Straße. Dieser Vorteil beim Suchen kann am Sonntag Probleme bereiten, wenn einige Tausende Zuschauer die Strecke säumen. Dann werden die Oldenburger und Ostfriesen in eine Menschenwand werfen. Diese wird sich nach dem Abwurf trichterförmig öffnen und wieder schließen. Der Werfer kann die Strecke nur begrenzt einsehen. Davor haben die FKV-Akteure aber keine Angst. Sie haben während des Trainings ein gutes Gefühl für die Tücken der Strecke bekommen. "Damit können wir leben", sagt Biermann. "Immer mit Schmackes geradeaus werfen. Dann sind wir vorne mit dabei."

Quelle: Ostfriesische Nachrichten