"Was soll der ganze Zirkus?"





Boßeln

Neues Regelwerk sorgt auf Ligaversammlung der Frauen für Diskussionsstoff

Langefeld Fast 90 Minuten lang verläuft die Ligaversammlung der Frauenboßelteams im Saal der Gaststätte Krull in Langefeld ohne Probleme. Gegen 21:30 Uhr als sich die meisten Anwesenden auf ein pünktliches Ende freuen, macht eine Frage die Runde, die das zuvor Gesagte wieder in Frage stellt. "Was soll dieser ganze Zirkus und weshalb müssen wir uns den Oldenburgern anpassen?", will eine Mannschaftsführerin wissen. Die Vertreter vom Boßelausschuss des Landesverbandes behalten die Ruhe. Gelassen und souverän ersticken sie den emotionalen Aufschrei im Keim. Allen voran Ihno Sjuts vom Kreisverband Norden. Er erklärt, welche Vorzüge das neue Regelwerk hat. "Mit dem Streckenwerfen bekommen wir mehr Gerechtigkeit auf die Straße", sagt der Norder. Das Rundenwerfen mit Ausfall sei ungerecht. Jetzt müsse jeder werfen, egal ob es sich um schwache oder starke Werfer handele. Taktische Spielchen mit der Mannschaftsaufstellung gebe es nicht mehr. Sjuts sieht auch einen großen Vorteil für die Nachwuchsarbeit. Oftmals mussten nicht so starke Kinder und Jugendliche beim Rundenwerfen mit Ausfallmodus pausieren. Es gab einige Fälle, wo einige Nachwuchswerfer pro Wettkampf nur ein oder zwei Mal zum Einsatz kamen. Gerade diese Kinder hätten schnell die Lust am Boßeln verloren, gibt Sjuts zu bedenken. Sie seien zu anderen Sportarten wie Fußball oder Handball abgewandert. Landesboßelobfrau Edeltraut Wiets-Frerichs spricht von einem "guten Kompromiss", den Ostfriesen und Oldenburger gefunden haben.

Damit werden im Friesischen Klootschießerverband (FKV) von der Kreisliga aufwärts überall gleiche Bedingungen geschaffen, betont Wiets-Frerichs. Nach diesen Einwändungen der Funktionäre kehrt Ruhe unter den Delegierten ein. Zu Beginn der Ligaversammlung werden unter den Vereinsvertretern lebhaft die neuen Spielpläne besprochen. Ebenso stehen die Funktionäre zum neuen Regelwerk Rede und Antwort. Die Vertreter wollen wissen, was es mit Werferkarte und Wendemarkierung auf sich hat und wann eine Partie beendet ist. Sjuts gibt praktische Tipps. Auch deshalb, weil die Norder Vereine bereits seit einem Jahr mit den neuen Regeln Erfahrungen gesammelt haben. Zur Werferkarte, auf der die Anzahl der Würfe notiert werden, sagt Sjuts: "Nach vier bis fünf Spieltagen geht es auch ohne. Sie ist am Anfang eine Gedächtnisstütze. Später ha-ben wir sie nicht mehr gebraucht." Hinsichtlich der Wendemarkierung betont Sjuts: "Die Markierung ist für ein Jahr gültig." Aus seiner Erfahrung seien die Strecken oftmals zu lang gewesen. Die Frage, wann ein Spiel beendet ist, sorgt bei den Beteiligten für Gesprächsstoff. "Die führende Mannschaft muss grundsätzlich die Ziellinie überwerfen", sagt Sjuts. Eine Mannschaft liegt in Führung, wenn sie weniger Würfe als die Konkurrenz benötigt. Sjuts nimmt den Zuhörern die Angst vor dem neuen Regelwerk: "Zuerst klingt alles ganz schwierig. Aber nach einem Jahr ist alles ganz einfach", macht Sjuts den Werferinnen Mut

Quelle: Anzeiger für das Harlingerland