Nach Pleite in Burhave doch noch Jubel





Boßeln

Boßeln, Jubiläumsmasters: FKV-Akteure Eckhard Kerl und Angela Koskowski gewinnen gegen internationale Elite
Von Jan-Keno Janssen Negenmeerten. Da guckten die friesischen und ostfriesischen Boßelexperten ganz schön verdutzt aus der Wäsche: Die Zeiten, in denen sie außer hiesigen Werfern lediglich Iren und Niederländer als Straßenboßeler ernstgenommen haben, sind endgültig vorbei. Die Italiener kommen - und das gewaltig.

In der Vorrunde des Jubiläumsmasters anlässlich der 100-Jahr-Feier des Friesischen Klootschießerverbands (FKV) war es der Italiener Francesco Boiani, der (vor vier FKV-Athleten!) die zweitbeste Weite erzielte, nur FKVer Jörg Gronewold konnte Boiani toppen. Am Ende der neunstündigen Veranstaltung fiel den Friesen und Ostfriesen dann ein Stein vom Herzen: Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen siegten im Finale FKV-Akteure - man hatte nach der Pleite im Klootschießen in Burhave (wir berichteten) schon befürchtet, ganz leer auszugehen. Angela Koskowski, die 45-jährige "Noord"-Norden-Boßelerin, demonstrierte den rund 2000 Zuschauern auf dem Negenmeerter Linienweg, wie ein lupenreiner Durchmarsch auszusehen hat - und das gegen weitaus jüngere Athletinnen. Das Finale beendete die Europameisterin von Cork (Irland) im Jahr 1992 mit 134 Metern Vorsprung gegen die Niederländerin Sandra Booyink. Und auch der Pfalzdorfer Eckhard Kerl zeigte der internationalen Elite in der Endrunde, wo der Hammer hängt.

Nachdem Karsten Biermann, Jörg Gronewold und Wilfried Müller im Achtelfinale ausgeschieden waren, lasteten die FKV-Hoffnungen alleine auf den Schultern von Kerl und Hans-Georg Bohlken. Letzterer musste sich im Viertelfinale verabschieden, aber Eckhard Kerl war in Höchstform: Zuerst bezwang er den Italiener Vinicio Barattini mit 98 Metern Vorsprung, danach im großen Finale den Niederländer Michel Groneveld mit sage und schreibe 305 Metern. Doch nicht nur die sportlichen Leistungen des FKV konnten sich sehen lassen: Auch die Organisation des Mammut-Wettkampfes war einfach professionell. Es gab keine Parkplatzprobleme, die Anfahrtswege waren gut ausgeschildert und auch die Technik funktionierte perfekt: Den (wieder bestens aufgelegten) Kommentator Freddy Mensing konnte man überall auf der einen Kilometer langen Wettkampfstrecke gut hören. Der FKV-Vorstand, der FKV-Kreisverband Esens sowie der KBV Negenmeerten - alle haben Hand in Hand vorbereitet und organisiert, mit Erfolg. Und die Stimmung, die war auch bestens. Schade eigentlich nur, dass die Wettkampfstrecke am frühen Nachmittag voll von Zuschauern war - während beim Höhepunkt, dem Finale, weit weniger Interessierte die Straße säumten. Woran das lag? Wohl einfach daran, dass der Wettkampf zu lange dauerte. Und nicht zu vergessen: Es regierte am Abend König Fußball, das DFB-Pokalfinale forderte seinen Tribut.

Quelle: Anzeiger für das Harlingerland