Friesensport: Klootschießen vom Aussterben bedroht





Allgemein

FKV denkt über Vergleichskämpfe und Saisonmeisterschaft nach

Von Jürgen Gawlick-Daniel

Middels Jan-Dirk Vogts hat das Klootschießen auf die rote Liste der bedrohten Sportarten gesetzt. Der Vorsitzende des Friesischen Klootschießer-Verbandes (FKV) äußerte sich am Freitag auf der Jahreshauptversammlung in Middels vor 100 Delegierten und Gästen besorgt über die Zukunft des einst blühenden Friesen-sports. Vogts befürchtet, das Klootschießen gehe in den nächsten Jahrzehnten als Sport möglicherweise völlig verloren. Das dürfe keinesfalls geschehen. Denn immerhin trage der FKV diese Sportart in seinem Namen.

Es gebe zwar gut organisierte Wettkämpfe, sagte Vogts. Sie besäßen aber nicht den großen Glanz. Den Grund dafür lieferte der FKV-Chef gleich mit. "Es fehlt die Klasse, es fehlen die Leistungsträger." Die können nur aus dem Nachwuchsbereich kommen. Was jedoch bislang an der entsprechenden Förderung scheitert. "Talente gibt es reichlich, aber kaum Trainer", weiß Vogts. Die sind aber dringend erforderlich. Sei es doch ein langer, mühseliger Weg, aus einem Talent einen guten Klootschießer zu machen.

Abhilfe soll Hans-Georg Bohlken schaffen, als Klootschießer wegen seiner herausragenden Leistungen über Jahrzehnte bereits jetzt eine Legende. Sein Sohn ist dabei, in seine Fußstapfen zu treten. Bohlken, bisher Feld-obmann im FKV, ist auf der Jahreshauptversammlung zum neuen Jugendwart für zunächst zwei Jahre gewählt worden. Die Position war zuletzt vakant. Die künftigen Aufgaben Bohlkens umriss Vogts bereits. Der FKV denkt darüber nach, regelmäßig Vergleichskämpfe für Nachwuchswerfer zu veranstalten und eine Saisonmeisterschaft für die Jugend ins Leben zu rufen. Alle paar Jahre mal ein Klootschießer-Feldkampf sei zu wenig, um Jugendliche für diesen Sport zu begeistern.

Auch den Straßenboßlern fehlt es vielerorts an Jugendlichen. Etwa die Hälfte der 140 Vereine in Ostfriesland leis-ten keine Nachwuchsarbeit mehr. Zwar sind während der Punktspielsaison im Winterhalbjahr viele Straßen an den Wochenenden von Boßlern bevölkert. Deshalb ist es derzeit nicht offensichtlich, dass auch diese Friesensportart zwar nicht bedroht, aber in ihrem jetzigen Bestehen gefährdet ist. Der demografische Wandel zwingt aber auch die Boßler zu Reaktionen. Eine ist der Antrag des Landesklootschießerverbandes Ostfriesland (siehe Artikel an anderer Stelle auf dieser Seite). Mit diesem Antrag soll Vereinen auf Kreisebene ermöglicht werden, auf Mangel zu reagieren, etwa durch Bildung von Spielgemeinschaften oder gemischter Teams. "Wir haben die Anzahl von Kindern nicht mehr, die wir früher in Ostfriesland hatten", sagte Antragsteller und LKV-Vorsitzender Johannes Trännapp.

Eine wichtige Frage beantwortet der Antrag indes nicht: Wie können Jugendliche für das Straßenboßeln gewonnen werden? Für FKV-Geschäftsführer Peter Brauer ist es unabdingbar, Anreize zu geben: "Wir müssen Attraktivitäten schaffen, an denen sich Jugendliche hocharbeiten können", sagte der Ihlower. Als Beispiel nannte Brauer die Veranstaltung in Irland, King and Queen of the road, zu der die besten FKV-Boßler auf Kosten des Verbandes regelmäßig entsandt werden. Jugendliche seien für das Boßeln unkompliziert zu begeistern, betonte Brauer. Straßen seien da, eine Kugel koste 33 Euro, wenn es hochkomme. Für den Geschäftsführer und Herr der Finanzen ist es deshalb kein Problem, die Schallgrenze von 40000 Mitgliedern demnächst zu knacken. "Das müsste in den nächsten drei bis fünf Jahren zu schaffen sein. Das sollte unser mittelfristiges Ziel sein." Aktuell hat der FKV 38560 Mitglieder.

Vogts nannte sogar die Zahl 50000 als Ziel. Ihm geht es darum, dass der FKV auch in Zukunft noch als großer Verband wahrgenommen wird. Dazu seien aber alle Mitglieder und Vorstände gefordert. Jeder müsse sich fragen, was kann ich für den FKV tun. "Alle zusammen können wir mehr schaffen, als wir bislang geschafft haben", rief er den 98 Delegierten im Middelser Schützenhaus zu.

Vogts geht es darum Menschen zu motivieren, damit sie den Friesensport weiterentwickeln. Auch Trännapp appelliert seit längerem an die Gewählten in den Vereinen, ihre Ämter nicht nur zu verwalten, sondern sich einzubringen. Darin ist er sich mit Vogts einig. Der FKV-Chef betonte: "Wir können unsere Aufgaben nur dann erfüllen, wenn alle Verantwortung übernehmen und fleißig mitarbeiten."


Quelle: Ostfriesische Nachrichten