Boßel Euro: Großvater sagt wo es lang geht





Meica - Bosseleuro

Auricher Werfernachwuchs feiert Premiere

Moordorf/Moorhusen/Dietrichsfeld. Es gibt Mittel gegen Nervosität. Martina Hildebrandt hat dagegen ein gutes Rezept. Die 17-jährige Starterin bei der Boßel Euro in Westerstede denkt einfach an die Wettkampfstrecke zwischen Halsbek und Felde. Dort wird sie am kommenden Sonnabendvormittag zehn Mal die irische Eisenkugel über den Asphalt werfen. Sie feiert bei der Euro Premiere.

"Ich gehe in Gedanken die Strecke durch und überlege mir, wie ich in den Kurven stehen muss", sagt sie. Gerade die zweite und dritte Kurve sind ihrer Ansicht nach die Knackpunkte. Damit hatte sie auch bei den beiden Trainingseinheiten Anfang und Mitte Mai Probleme. Sie kam beide Male nicht über 1000 Meter hinweg.

"Ich habe schlecht geworfen, weil ich mit den Gedanken nicht bei der Sache war." Dennoch blickt sie kämpferisch auf den Wettkampf.

"Ich weiß, was ich kann. Das habe ich auch in der Qualifikation bewiesen", gibt sich Hildebrandt selbstbewusst. Sie hat sich in der Eisenwertung auf den zweiten Platz in der Endabrechnung katapultiert. Im Durchschnitt kam sie auf 1125 Meter pro Durchgang. Eine ansehnliche Weite. Für eine Medaille muss sie noch weiter werfen. "So um die 1300 Meter", glaubt sie. Seit mehr als elf Jahren hat sie sich dem Friesensport verschrieben. Ihr Vater ist Anweiser, Betreuer und Glücksbringer in einer Person. Wenn sie in den Wettkampf einsteigt, wird die ganze Familie an der Strecke stehen und ihr die Daumen drücken. Davon wird sie aber nicht viel mitbekommen.

"Ich habe im Wettkampf Scheuklappen auf und konzentriere mich voll und ganz auf die Strecke. Alles andere sehe ich nicht."

Von den Weiten der Straßenboßeler kann Daniela Lübben aus Moorhusen nur träumen. Sie geht für den FKV in der weiblichen Jugend am Freitagmorgen im Feldkampf an den Start. Dort fallen die Resultate naturgemäß niedriger aus.

Nervosität ist bei ihr kein Thema. "Ich habe gelernt, damit umzugehen", sagt sie. Gleichwohl sehnt sie den Starttag herbei. "Ich freue mich, dass es nun endlich losgeht." Sie hat sich seit Monaten auf die EM vorbereitet. Zusammen mit ihrem Anweiser und Betreuer Peter Klöpper.

"Daniela hat regelmäßig geübt. Oft auf dem Sportplatz vom VfB Münkeboe. Die Qualifikation für die EM ist bereits ein großer Erfolg. Alles was jetzt dazu kommt, ist die Kür", sagt Klöpper. Lübben möchte unter die ersten Fünf in der Endabrechnung kommen. "Viel wichtiger als die Platzierung ist aber, dass ich mit meiner Leistung zufrieden bin", erklärt sie. So richtig rund lief es für Lübben beim letzten offiziellen Training auf der Feldkampfbahn in Espern. Am Ende standen 653 Meter auf dem Papier. Damit verbesserte sie ihre Bestmarke um mehr als 120 Meter. Der Grund: "Das Üben hat sich ausgezahlt. Besonders das Konditionstraining hat mir den letzten Schliff gebracht", verrät die 17-Jährige.

Training stand auch bei Eike Carls aus Dietrichsfeld hoch im Kurs. Der Dietrichsfelder Nachwuchswerfer hat sich für seinen ersten EM-Auftritt bei der männlichen Jugend gut vorbereitet. Drei bis vier Mal die Woche. Vorwiegend vor der eigenen Haustür.

Sein Motto für das Friesensportspektakel lautet: "Einen guten Eindruck machen und Erfahrungen sammeln." Gefragt nach seiner angestrebten Weite antwortet der 17-jährige Handelsschüler: "Über die 1600-Metergrenze werfen." Das ist ihm beim letzten Training auf der EM-Strecke mit 1626 Meter gelungen. Denkt er an den Streckenverlauf, gilt seine Aufmerksamkeit insbesondere den ersten beiden Würfen.

"Der erste Wurf darf nicht so weit sein. Möglichst um die 140 Meter. Dann kann ich sehr gut durch die erste Kurve werfen", verrät er. Der talentierte Fingerwerfervertraut während des Wettkampfes auf die Anweisungen seines Opas Johann Weinstock. Der routinierte Männer III-Werfer betreut seinen Enkel.

Gegenwärtig plagt sich Carls mit einer Erkältung herum. Die soll bis Sonnabend auskuriert sein, galubt er den Worten seines Arztes. Auch deshalb ist für den Dietrichsfelder in den kommenden Tagen Schonprogramm angesagt, damit er fit und locker in den Wettkampf gehen kann. Nicht ganz ohne Nervosität. "Natürlich habe ich etwas Lampenfieber. Aber auf der Straße wird es damit vorbei sein."


Quelle: Ostfriesische Nachrichten