Wissenswertes rund um Boßelkugel und ihre Sportler





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Vielseitige Ausstellung in der Peldemühle Esens findet reges Interesse bei den Besuchern

Esens Der Kreisverband VIII, Esens, der Klootschießer und Boßeler wird in diesem Jahre 100 Jahre alt. So hat sich der Vorstand um den Kreisvorsitzenden Herbert Freese allerhand Aktionen einfallen lassen. Eine davon ist die Ausstellung "Boßeln und Klootschießen - früher und heute", die im Museum "Leben am Meer" in der Peldemühle in Esens noch bis zum 30. Oktober zu sehen ist. Die Basis der Ausstellung, die sich gleich über mehrere Museumsräume im Müllerhaus verteilt, bildet eine Dokumentation des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte in Hoya an der Weser (NISH). Weitere Ausstellungsstücke trugen Mitglieder des Kreisverbandes VIII bei. Für Museums-Organisationsleiter Wolfgang Timm hat der Heimatsport hier nun einmal die Möglichkeit, sich einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Für das Museum sei ein attraktives Thema immer ein Garant für zahlreiche Besucher. Die Ausstellung des Instituts für Sportgeschichte, bei dem die Erforschung der bodenständigen Übungen und Volksspiele, zu denen Klootschießen und Boßeln gehören, einen Arbeitschwerpunkt bildet, beschäftigt sich mit verschiedenen Facetten unter dem Motto "Vom Heimatspiel zum Wettkampfsport". Sie gibt einen Einblick in die Entwicklung eines eigenwilligen Sports, der über Jahrhunderte davon geprägt ist, vom Volk geliebt, von der Obrigkeit aber verboten oder allenfalls geduldet zu werden.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts als Heimatspiel mit lokal unterschiedlichen Wettkampfgebräuchen ohne feste Organisationsformen gepflegt, vollzog sich mit Gründung des Friesischen Klootschießer-Verbandes im Jahre 1902 ein Wandel. Der feste organisatorische Zusammenschluss ermöglichte eine Vereinheitlichung der Wettkampfregeln und trug dazu bei, den Friesensport gezielt zu fördern und zu pflegen. Der Eingliederung in den Reichsbund für Leibesübungen entging der FKV in der Zeit des Nationalsozialismus, indem er sich nicht den Organisationen des Sports zurechnete, sondern das Klootschießen in seiner Tradition als Heimat- und Friesenspiel verstanden wissen wollte. Der FKV trat der NS-Kulturgemeinde bei und konnte so seine Selbstständigkeit wahren. Nach dem Krieg erhielten Klootschießen und Boßeln zunehmend einen sportlichen Charakter, der äußerlich unter anderem in regelmäßigem Übungsbetrieb, messbaren Einzel- und Mannschaftsleistungen so wie Wettkämpfen auf allen Ebenen bis hin zu den Europameisterschaften sichtbar wurde. Auch der Anschluss des FKV an den Landessportbund machte dies deutlich. Die in der Peldemühle "Leben am Meer" zu findende Ausstellung wurde anlässlich der Europameisterschaften 1988 in Norden zusammengestellt und vor dem Hintergrund des im Jahr 2002 gefeierten 100-jährigen Jubiläums des Friesischen Klootschießer-Verbandes inhaltlich überarbeitet, aktualisiert und neu gestaltet. Sie zeichnet Stationen der Entwicklung des Klootschießens und Boßelns nach, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Sie gibt einen Einblick in die Geschichte und regt damit zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit an.

Auf einer ganzen Reihe von Schautafeln, die zahlreiche Bilder und kurze informative Texte enthalten, wird der Stellenwert des Friesensports in den zurückliegenden Jahrzehnten deutlich. Dazu sind in den Vitrinen verschiedenartige Boßelkugeln und Kloots zu sehen. Ein interessanter Blickfang ist die Figur eines Bahnweisers in betagter Montur und mit seinem Gerät. Schließlich geben verschiedene Exponate aus den Vereinen einen Einblick in die sportlichen Erfolge und die Jubiläen. Eine Wanderfahne der Esenser Damen von 1970 ist ebenso darunter wie diverse im Kreisverband verliehene Kreismeister-Pokale und Ehrenteller. Ein Klootsucher-Gerät, Urkunden und Literaturauszüge runden die Ausstellung ab. Zu den interessantesten Exponaten gehört ein Strafbefehl vom 4. Mai 1951 für den KBV "Freesenmoot" Nenndorf bei Westerholt: Laut Amtsgericht Esens mussten der Verein 10,50 Mark Strafe zahlen, weil gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen und auf der Dorfstraße ohne polizeiliche Genehmigung geboßelt worden war. Geöffnet ist das Museum "Leben am Meer" dienstags bis sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

Quelle: Anzeiger für das Harlingerland