Der erste Wurf ist ganz entscheidend





Europameisterschaft 2012

Das Ziel ist es, einige Iren hinter sich zu lassen. Dennoch hofft der FKV auch hier auf vordere Platzierungen

Es ist ein malerischer Ort, die Strecke von Fenile nach Villa Mazza. Eingerahmt von einer Hügellandschaft schlängelt sich die Straße entlang von Weinanbaugebieten und kleinen Bauernhöfen. Links und rechts der Straße wächst alter Baumbestand inmitten von saftig grünen Wiesen. Fenja Frerichs wirft einen skeptischen Blick auf die S-Kurve, die vor ihr liegt. Die Straße steigt leicht an. Sie wiegt die Eisenkugel abschätzend in der Hand, während sie den Anweisungen ihres Vaters lauscht. "Wir testen jetzt mal was", ruft er ihr aus einiger Entfernung zu. Die Ardorferin folgt noch einmal mit den Augen dem Straßenlauf, dann geht sie in die Hocke und kegelt. Zu flach: Die Eisenkugel verschwindet nach nur wenigen Metern im hohen Gras des Seitenstreifens. Egal, es ist das abschließende Training vor dem großen EM-Finale. Wer jetzt nicht mal ein Risiko eingeht, wird dazu beim Wettkampf kaum noch Chancen haben.

Und die Strecke bietet viele Möglichkeiten etwas vermeintlich Verrücktes auszuprobieren. Denn der Asphalt hat durchaus seine Tücken, wenngleich die Straßendecke in weitaus besserem Zustand ist, als vermutet. "Die Strecke ist vielseitig" sagt Fenja Frerichs. S-Kurven, eine lange Gerade, Steigungen und Gefälle, alles ist dabei. Zudem ist die Asphaltdecke sehr unregelmäßig. Mal fällt sie zu den Seiten ab, mal neigt sie sich fast gar nicht. "Man braucht Glück mit der Kante vor der S-Kurve", sagt Frerichs. Sie hat sich vor der Europameisterschaft in Hamburg, wo sie studiert, vorbereitet. "Da gibt es ein Wäldchen mit einer Steigung", erzählt sie. Schwierig sei für es für sie, bergab zu boßeln. "Da kann man schnell ins Stolpern geraten", erklärt sie. Bevor auf der Strecke jedoch das erste Gefälle auftaucht, geht es vom Start weg erst einmal bergauf. Die lange Gerade mündet in einer sanften Rechtskurve. Hier sollte die Kugel nach dem ersten Wurf zur Ruhe kommen. "Der erste Wurf ist ganz entscheidend. Wenn der sitzt, dann fällt die Anspannung ab", sagt sie.

Bei der Nachfrage zu ihren Zielen beim Wettkampf am Sonntag gibt sie sich bescheiden. "Es wäre schon schön, ein paar Iren hinter sich zu lassen", sagt sie. Die Sportlerinnen von der Insel gelten als größte Konkurrenz der FKV-Sportler. Und dann ist da natürlich noch die Holländerin Silke Tulk. Sie reiste bereits am vergangenen Sonntag nach Italien. Nach eigenen Angaben habe sie auch schon vorher auf der Strecke trainiert. Das Team des FKV reagierte mit Befremden, da dies eigentlich nicht erlaubt ist. Ob es Tulk wirklich hilft, wird sich zeigen. Denn letztlich bleibt der Sport auf dieser Straße ein wenig Glücksboßeln.


Quelle: Jeversches Wochenblatt