Friesensport: "Der schönste Job beim FKV"





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Lehrwartin Petra Ende stellt ihr Amt zur Verfügung

Westerstede Am 6. März geht sie nach eigenen Worten "in Boßelrente". Sie sagt das scherzhaft, denn sie ist erst 47 Jahre alt. Petra Ende wird an jenem Tag nicht wieder für das Amt der Lehrwartin im Vorstand des Friesischen Klootschießer Verbandes (FKV) kandidieren. Seit acht Jahren übt sie "den schönsten Job beim FKV aus". Nun ist Schluss. Auch deshalb, weil ihr Beruf als selbstständige Finanzberaterin viel Zeit in Anspruch nimmt.

"Beides passt nicht mehr zusammen und halbe Sachen sind nicht mein Ding", stellt Ende klar.

Der ehemalige FKV-Geschäftsführer Karl Stulken holte sie in den Vorstand, dort, wo fast ausschließlich Männer das Sagen hatten. Damit hatte Ende überhaupt keine Probleme. Kein Wunder, denn von 1994 bis 2006 war sie Vorsitzende des KBV "Dor geiht he hen" Bredehorn aus dem Oldenburger Kreisverband Friesische Wehde. Sie setzte soch 1994 in einer Kampfabstimmung gegen einen männlichen Bewerber durch.

Ende erinnert sich. "Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass ich gewählt werden würde. Aber am Wahlabend gab es im Fernsehen ein wichtiges Fußballspiel und viele Männer blieben zu Hause. Die Frauen kamen geschlossen und so wurde ich mit einer Stimme mehr gewählt."

Sie ging tatkräftig ans Werk, überarbeitete die Satzung des Vereines, ließ eine neue Fahne herstellen und organisierte 1996 das 75-jährige Vereinsjubiläum. Mit den Männern im Verein gab es kaum Probleme. Sie bekam immer die nötige Hilfe und Unterstützung.

Als FKV-Lehrwartin hat sie in den vergangenen acht Jahren knapp 100 Übungsleiterlizenzen vergeben, sowie 200 Verlängerungen abgenommen. In den Kreisen absolvierte sie regelmäßig Kurse für Jugendbetreuer. Darüber hinaus bildete sie Schiedsrichter für den Mehrkampf und die internationalen Wettkämpfe (Deutsche Meisterschaften und Europameisterschaften im Boßeln und Klootschießen) aus.

Ihr tollstes Erlebnis sei das große Schulturnier im Hallenboßeln gewesen. Es fand kurz vor der EM 2004 in Westerstede statt. Damals ließen 700 Schüler aus vielen Teilen Niedersachsens die Boßelkugeln in zwei Turnhallen rollen. Unvergesslich blieb für Ende "die große Begeisterung und Leidenschaft" unter den Schülern. Sie beschreibt sich als sehr pingelig. Gut vorbereitet in die Kurse gehen und den Teilnehmern mit viel Spaß das nötige Wissen vermitteln, war immer ihr großes Anliegen.

Das bestätigt auch Johann Müller aus Schirumer Leegmoor. Der Erfinder der Hallenboßelspiele beschreibt Ende als einen energiegeladenen, freundlichen Menschen, der jederzeit perfekt vorbereitet gewesen sei. Ihre Arbeit habe eine sehr hohe Qualität.

Endes Bilanz fällt zum Ende ihrer Amtszeit positiv aus. "Diese Arbeit hat mir viel Spaß gemacht, weil ich viele Menschen kennengelernt und selber viel gelernt habe", sagt sie. Und weiter: "Die Menschen, die zu mir in die Kurse kamen, taten das freiwillig und sie wollten etwas lernen", berichtet sie über ihre Teilnehmer im Alter von 10 bis 65 Jahren.

Sie hofft, dass der FKV einen Nachfolger für das Amt findet. Gegenwärtig sucht der Vorstand noch nach Kandidaten. Vergeblich. Interessenten gibt es nicht.

Aus ihrer Sicht wäre es schade, wenn das "wichtige Amt" unbesetzt bliebe.

"Wir brauchen auch in der Zukunft qualifizierte Übungsleiter, die sich um die Jugend kümmern. Betreuer reichen dafür nicht aus", gibt sie zu bedenken. Aber Ende weiß auch, wie schwer es ist, oberhalb der Vereinsebene gute Leute für Ehrenämter im Landesverband oder beim FKV zu finden.

"Es gibt in den Vereinen junge Leute, die etwas machen wollen. Aber die Vereine lassen sie ungern ziehen."

Ende wird auch zukünftig mit ihrem Wissen dem Friesensport zur Verfügung stehen. Beispielsweise als Referentin. Ebenso wird sie auch weiterhin am Wochenende mit ihrer Frauen-II-Mannschaft von Bredehorn in der Landesliga Oldenburg auf die Straße gehen. Die Formation liegt mit Rang zwei auf Meisterkurs. Also von Boßelrente ist bei Ende noch lange keine Spur.


Quelle: Ostfriesische Nachrichten