Boßeln: Fell über die Ohren ziehen





Europameisterschaft

EM 2008 in Irland: Eilert Taddigs erwartet kämpferische Gastgeber

Krummhörn Das Bild von den geflickten Turnschuhen wird Eilert Taddigs nicht los. Immer wenn er an Irland denkt, schießt es in sein Bewusstsein. Dazu gesellen sich schmale Straßen mit rauem Asphalt, umgeben von sattem Grün. Eindrücke aus dem Jahr 1977, als der Krummhörner erstmals die Insel besuchte. Damals fand dort die 4. Europameisterschaft der Boßler und Klootschießer statt. Das Land gehörte zum Armenhaus Europas. Bescheidene Verhältnisse, die in den Wettkämpfen sichtbar wurden. Dafür stand das dürftig reparierte Schuhwerk, an das sich Taddigs Zeit seines Lebens erinnert. Auch 1992 gehörte Taddigs als aktiver Flüchter zur FKV-Mannschaft. Er lernte die Iren im Wettkampf und in den Pubs kennen. "Sie sind warmherzig und gastfreundlich", schätzt er den Menschenschlag. Und weiter: "Wenn man zu ihnen einen guten Draht gefunden hat, gehen sie für einen durchs Feuer."

Unvergesslich ist für ihn der Sieg der FKV-Mannschaft im Straßenboßeln 1992. Ostfriesen und Oldenburger durchbrachen die Siegesserie der Iren von acht Mannschaftstiteln in Folge. Der legendäre Erfolg des FKV auf der Grünen Insel traf die Gastgeber tief ins Mark. "Ich habe viele weinende Menschen auf der Straße gesehen", berichtet Taddigs von niedergeschlagenen irischen Werfern und Anhängern.

Jetzt kommt Taddigs erneut nach Irland. Er hat zwei Aufträge. Als Mitglied der Helfergruppe des FKV wird er Feldobmann Hans-Georg Bohlken während der Wettkämpfe unterstützen. Darüber hinaus begleitet er seinen Sohn Dirk. Dieser gehört als Titelverteidiger im Feldkampf zum heißen Anwärter auf die Goldmedaille.

Taddigs Junior setzte sich souverän mit drei Tagessiegen in der Qualifikation mit der Hollandkugel im eigenen Lager durch. Sein Vater weiß: "Er kann jeden schlagen." Erneutes Gold sei ein Traum. Zuvor erlebte der amtierende Europameister knapp zweieinhalb Wochen vor Beginn der Spiele in Irland seinen persönlichen Alptraum. Er verletzte sich bei der Arbeit an der rechten Hand am Mittelfinger. Sein EM-Einsatz war gefährdet. Der Arztbesuch brachte Gewissheit.

"Der Finger war nicht gebrochen, aber der Nagel gequetscht", sagte Vater Taddigs. Eine schmerzhafte Geschichte, die aber den Start seines Sohnes bei der EM zulässt. Aufatmen im Lager der Familie Taddigs.

Die geflickten Turnschuhe gehören in Irland der Vergangenheit an. Eilert Taddigs hebt die rasante wirtschaftliche Entwicklung des Landes aufmerksam. Wohlstand habe sich in der Bevölkerung breit gemacht.

Unverändert ist die Siegermentalitität geblieben. Sie sei die wichtigste Charaktereigenschaft der irischen Wettkämpfer. "Es zählt nur der Erfolg. Zweite oder dritte Plätze sind für die Iren unwichtig. Wir haben ihnen 2004 das Fell über die Ohren gezogen. Jetzt wollen sie sich revanchieren", erwartet Taddigs knallharte Duelle.

Der 52-Jährige hofft, dass der Beste gewinnt und auf der Straße gerechte Entscheidungen fallen.


Quelle: Ostfriesische Nachrichten