Bahnhofsgaststätte, Ausflugslokal, Molkerei

Die wechselvolle Geschichte eines Hauses am Ostiemer Bahnhof

In diesem Bericht stehen Informationen über den Bahnhof Heidmühle und die für die Ausprägung der heutigen Landschaft nicht unbedeutende Sandabfuhr von hier. Gegenüber dem in diesem Bericht dargestellten Bahnhof von Ostiem war ein weiteres Gebäude erkennbar, die Molkerei. Das Haus in zweifellos erst nach dem Bau des Ostiemer Bahnhofs im Jahr 1884 entstanden. Über den Erbauer und Zeitpunkt der Errichtung liegen keine Informationen vor. Von der Einrichtung einer Gastwirtschaft erfahren wir aus alten Gemeinderatsprotokollen. Unter dem Datum vom 15. November 1905 ist dort vermerkt: "Dem Eilert Faß aus Bant ist vom Amt (heutiges Kreisamt) für die Wirtschaft beim Bahnhof in Ostiem Konzession zur unbeschränkten Gastwirtschaft erteilt." Das bedeutete sowohl den Ausschank alkoholischer Getränke, als auch das Angebot von Speisen und die Veranstaltung von Tanzvergnügen. Das Lokal entwickelte sich bald zu einem Treff für Ausflügler, die von hier nach langen Wanderungen, die vom Bahnhof Jever durch den Upjeverschen Busch führten, nach Wilhelmshaven zurückfuhren. Die Möglichkeit zur Einkehr nach solchen Touren soll besonders den Familienvätern nicht unwillkommen gewesen sein. Auch eine außenliegende Kegelbahn hat sich wohl großer Beliebtheit erfreut.

Das Lokal hat die Notzeiten nach dem ersten Weltkrieg nicht überstanden. 1923 richtete ein Privatunternehmer in dem Gebäude eine Molkerei ein. Eine sehr späte Entwicklung für Schortens, denn schon um die Jahrhundertwende entstanden solche Betriebe an vielen Orten. Bis zu dieser Zeit hatten die Bauern der Umgebung ihre Milch mit der Bahn nach Wilhelmshaven zur Weiterverarbeitung geschickt. Der Betrieb ging in die Molkerei-Genossenschaft Ostiem über, die am 13. Juli 1831 von zunächst 29 Personen gegründet wurde. Zum Vorstand wurden gewählt: die Landwirte Johann Hinrichs, Schoost, Friedrich Eilers, Barkel, und Hinrich Wilken, Schoost.

Die Wandlung vom Bahnhofsrestaurant zur Molkerei zog umfangreiche Umbauten nach sich. Von weitem erkennbar war ein ca. 20 Meter hoher Schornstein aus Stahl. Dieser ist 1952 durch einen aus Steinen gemauerten ersetzt worden.

In einer Broschüre "Oldenburg schaffendes Land" aus den 60er Jahren lesen wir: "In der Molkereigenossenschaft Ostiem werden täglich wesentliche Mengen der angelieferten Milch zu Trinkmilch verarbeitet und den großen Industriewerken von Wilhelmshaven (z.B. Olympia) geliefert. Aber auch Tilsiter Käse in allen Fettstufen, Schichtkäse, Speisequark und vor allem Butter werden aus der Milch gewonnen."

Die Zentralisierungen und Zusammenschlüsse zu wirtschaftlicheren größeren Einheiten auf dem Sektor Milchwirtschaft haben dazu geführt, dass am 10. März 1970 von der Gesellschafterversammlung auch für die Molkerei Ostiem der Anschluss an die Milchwerke Wilhelmshaven beschlossen wurde.

Glücklicherweise hat ein Bauunternehmer das Gebäude erworben und zu dem heute modern ausgestattenten Wohnhaus umgebaut.


Ein Dankeschön an Georg Schwitters, der diese Geschichten zur Verfügung stellt.