Heinrich Detjen: ein Heidmühler Original

(Anmerkung: Leider wurde dieses Gebäude vor kurzem abgerissen :-( Falls jemand von Ihnen noch ein Bild von dem Gebäude hat, würde ich mich über ein Foto freuen, das ich hier auf die Internetseite stellen kann)

Er betrieb die erste Tankstelle in Heidmühle an der Oldenburger Straße

Das Vordach an dem Haus Oldenburger Straße 18 lässt noch gut erkennen, dass es sich um eine ehemalige Tankstelle handeln muss. Tatsächlich hat hier der Schlosser Heinrich Detjen im Jahre 1937 die erste Tangstelle in Heidmühle gebaut. Das Grundstück war bei dahin der Gemüsegarten seiner Eltern gewesen, die an der Ecke Menkestraße / Oldenburger Straße ein Kolonialwarengeschäft besaßen. Sohn Heinrich, 1906 als drittes von vier Kindern geboren, wollte mit dem Neubau seine Zukunft einrichten. Das Erdgeschoss bestand aus einer großen Werkstatt, im Dachgeschoss hatte Detjen seine Junggesellenwohnung eingerichtet.

Den Schortensern war Heinrich Detjen ein Begriff. Seine einzige Tochter Ilse erzählt: „Eigentlich hatte mein Vater ja Musiker werden sollen. Doch seine Eltern wollten, dass er erst einen ordentlichen Beruf lernte. So begann eine Schlosserlehre in dem Schlosserei und Mechanikerbetrieb Mangels, der auf der anderen Seite der Bahngleise lag. Aber Mangels war ein schwieriger Lehrmeister, und so wechselte mein Vater zu Maschinenbaumeister Lerp in Rüstringen. Am 29. März 1925 erhielt er sein Lehrzeugnis.“ Für die Junggesellenjahre weist Detjens Arbeitsbuch eine rechte Wanderschaft auf: Er arbeitete in vier Betrieben im Oldenburger Land, unterbrochen von Arbeitslosigkeit. Schließlich wanderte er im Sommer 1929 nach Kanada aus. Dort fand er Arbeit als Schlosser und in der Landwirtschaft, kehrte aber 1931 wieder nach Heidmühle zurück. Er eröffnete hier in seinem Elternhaus 1931 ein Fahrrad- und Nähmaschinengeschäft. Von 1934 bis 1937 arbeitete Detjen zusätzlich bei der Marinewerft Wilhelmshaven.

Am 1. Juni 1937 wurde er als Inhaber eines Mechanikerbetriebes in die Handwerksrolle der Oldenburgischen Handwerkskammer eingetragen, und im selben Jahr wurde auch ein Vertrag mit der SHELL AG geschlossen. 1939 wurde Detjen zum Militär eingezogen, sein Vater führte die Tankstelle weiter. Am 18. Februar 1943 wurde das Elternhaus von der Brandbombe vollkommen zerstört. Nun musste für die Eltern und seine Schwester Mia provisorischer Wohnraum geschaffen werden, die Werkstatt eignete sich gut dafür. Dafür erhielt Detjen sogar Sonderurlaub und im September 1943 noch einmal für eine Hochzeit mit Käthe Petermann aus Ganderkesee.

Aus dem Krieg zurückgekehrt, betrieb er die Tankstellen und das um Kleinkrafträder erweiterte Fahrradgeschäft fort. Nachdem seine Eltern 1949 ein neues Haus gebaut hatten, konnte er auch die Werkstatt wieder nutzen, doch den Plan eines Kraftfahrzeug-Betriebes gab er auf. Auch als SHELL ihn drängte, seine Tangstelle an die 1941 fertiggestellte Bundesstraße 210 zu verlegen, lehnte er ab. Er begnügte sich mit dem vorhandenen Geschäft. Die Tankstelle, die bis in die 50er Jahre mit einer Handpumpe betrieben wurde, wurde jedoch renoviert. Es wurden Zapfsäulen installiert und das Angebot um Superbenzin erweitert.

Detjens Tankstelle war Mittelpunkt für viele gemütliche Klönschnacks. Hier traf man Detjens Kriegskameraden, den aus Bamberg stammenden Schortenser Bauamtsleiter Jäger, die Ärzte Dr. Thomas und R. König u.v.a. Bis 22 Uhr war Detjen in seinem Büro. Hier wurde geklönt und Schach gespielt. Aber sein großes Interesse galt den Musen. Bezeichnend dafür war, dass in seiner Werkstatt sein Harmonium stand, oder dass in ihr für die Theaterstücke der Volksbühne Oestringen, bei der er aktives Mitglied war, geprobt wurde. Auch zu den Wiedergründungsmitgliedern des Heimatvereins Schortens im Jahr 1956 gehörte Detjen.

1970 wurde die Werkstatt geschlossen und endgültig zur Wohnung ausgebaut. Die Tankstelle blieb noch bis 1974. Detjen starb am 3. März 1990 in seiner Wohnstube, seiner ehemaligen Werkstatt, aus der nie eine richtige Kfz-Werkstatt geworden ist, die aber für so viele fröhliche und musische Dinge nützlich gewesen war.


Ein Dankeschön an Georg Schwitters, der diese Geschichten zur Verfügung stellt.